40 Jahre Musik in der Alten Schmiede
Im Oktober 1976 startete das Haus mit den Doyens der Neuen Musik Österreichs sein Musikprogramm. Ohne jede Übertreibung kann man sagen: Hier wurde in diesen Jahren Musikgeschichte geschrieben. Friedrich Cerha, György Ligeti, Roman Haubenstock-Ramati, Paul Kont, Dieter Kaufmann, aber auch Chanson- und Liedermacher wie Georg Danzer und Wolfgang Ambros stellten sich in Diskussionen über Musik dem Publikum und präsentierten in Vorträgen ihr Werk.
Innerhalb weniger Monate kamen Kammermusikveranstaltungen, Jazzabende, Ethno-Musik – etwa aus Tibet, China, Japan, Indien –, Einführungen zu Neuen Opern, Vorträge über neuen Tanz und schließlich sogar Workshops dazu. Nun feiert die Alte Schmiede das 40-jährige Bestehen der Musikwerkstatt.
Hier wurden Kunstfreunde mit vielfältigen Informationen über den jeweils aktuellen Stand zeitgenössischer Kunstproduktion und Interpretation versorgt. Hier haben aber auch mehrere Generationen von Künstlern über dieses Veranstaltungszentrum ihren Weg zum Publikum gefunden – einem Publikum aller Altersklassen,
künstlerischen Vorlieben, von höchst unterschiedlichen Interessen, von
unterschiedlichem Informationsstand und vielen Geschmacksrichtungen.
Fast 3500 Veranstaltungen hat das Musikprogramm der Alten Schmiede zuerst in den Räumen des zweiten Stocks und des ebenerdigen Saals, und danach in dem weit
größeren Kellergewölbe des Hauses angeboten. Viele Tausend Zuhörer – und bei kleinen Musiktheater- und Tanzproduktionen, Performances und Installationen auch Zuschauer – über neue Trends informiert.
Angeregt vom Gründer des Wien-Modern-Festivals, Claudio Abbado, eröffnet von diesem selbst sowie dem damaligen Staatsoperndirektor Claus Helmut Drese und den jungen österreichischen Komponisten Karlheinz Essl und Christian Ofenbauer erfuhr beispielsweise »Wien modern – Interpretationen« großes Interesse.
Wien-Modern-Konzerte werden auch heute noch parallel zum Stadtfestival veranstaltet und von Volkmar Klien betreut.
Eine weitere interessante Veranstaltung war das Festival Elektronischer Frühling, das von dem Wiener Philharmoniker Gottfried Martin und dem Komponisten Dieter Kaufmann gegründet wurde. Zyklen und Veranstaltungsreihen wie Wien Modern, der Elektronische Frühling, »Nordlicht« mit skandinavischer Musik, »Musica Britannica«, »Musica Italia«, Musik Osteuropas, Musik der 1938/39 emigrierten Österreicher oder die Reihe »Frauenklang« erwiesen sich als besonders erfolgreich.
Die Liste der Prominenten, die in der Schmiede sozusagen „Stars zum Anfassen“ wurden, ist lang. Eine Liste, auf welcher Künstler zu nennen sind wie Friedrich Cerha, György Ligeti, Roman Haubenstock-Ramati, Paul Kont, Egon Wellesz, Morton Feldman, La Monte Young, Robert Moran, Gerhard Rühm, Christian Ludwig Attersee als Musiker, François Bayle, Bogusłav Schäffer, die Studios von Bourges, Warschau, Budapest, London (vor allem John Palmer), Mailand und Turin. Zahlreiche Werke John Cages
wurden aufgeführt, die vorher nie in Wien zu hören waren. Ab den neunziger Jahren nahm sich die Musikwerk- statt auch Alter Musik an, da René Clemencic, einer der führenden Experten für mittelalterliche Musik, der auch den berühmten Ludus Danielis in Wien und in zahlreichen Städten Europas wiederaufgeführt hat, hier das Publikum als Flötist, Cembalist und Dirigent seines Clemencic Consort und seiner Musica Antiqua
begeisterte.
Karlheinz Roschitz